Werkstattgespräch mit Monika Debus

Monika Debus beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Formensprache des keramischen Gefäßes. Ihre Arbeit konzentriert sich dabei in erster Linie auf das Malen und in zweiter Linie auf das Bauen einer Form, ein spannendes Zusammenspiel. Wir haben bei einem lockeren Werkstattgespräch noch sehr viel mehr Spannendes über Monika Debus erfahren.

© Janos Wlachopulos
Monika Debus in ihrer Werkstatt

Monika Debus in ihrer Werkstatt.

Moni, du lebst seit wie viel Jahren in Höhr-Grenzhausen?

Seit 1989, das sind 32 Jahre, kann ich kaum selbst glauben, aber ist so… 32 Jahre.

 

Was hat dich bewegt hier herzukommen?

Ich habe eine Ausbildung zur Scheibentöpferin in Oldenburg gemacht und dann bin ich hier von 1987 bis 92 zur Fachschule für Keramikgestaltung gegangen.

 

Du hast also eine klassische handwerkliche Ausbildung gemacht. Bei deinen Arbeiten könnte man eigentlich meinen, dass du gar nicht aus der Keramik kommst, sondern ein Kunststudium hinter dich gebracht hast oder aus der Malerei kommst? Ich habe von dir aber auch schon Gebrauchsgeschirr gesehen. Wie war die Entwicklung zu den jetzt freien künstlerischen Arbeiten?

Ich habe schon auf dem Gymnasium in einer Töpfer-AG Feuer gefangen. Das Aufbauen hat mir immer sehr gefallen. Es ist ein langsamer Prozess, aber man kann schon mit ein bisschen Geschick größere Sachen machen. Ich habe mir zu Hause eine kleine Werkstatt eingerichtet, meinen Plattenspieler daneben gestellt und stundenlang Vasen nach griechischem Vorbild aufgebaut. Aber nach dem Abitur habe ich erstmal angefangen zu studieren. Die Keramik war in den 80ern ein richtiger Boom und es wäre schwer gewesen eine Lehrstelle zu finden. Erst nach meinem Vordiplom in Geografie bin ich wieder auf die Keramik zurückgekommen, auf das Handwerk und ich habe eine Lehre als Dreherin in Oldenburg gemacht. Anschließend bin ich direkt an die Fachschule, wo ich mein Interesse für das Aufbauen wiederentdeckt habe. Es hat für mich viel mehr Gestaltungsspielraum als das „rotationssymmetrische“ Drehen.
Ich habe in meiner Werkstatt dann aber auch immer Sachen für den Gebrauch gemacht. Anfangs im Elektroofen, dann aber auch irgendwann im Salzbrand. Ich mache, wenn man so will, limitierte Auflagen von Vasen, Schalen und Bechern, kein komplettes Geschirrprogramm.

 

Was war der Grund für den Besuch der Fachschule?

Ich hatte nicht die Vorstellung, dass ich irgendwo als Gesellin arbeiten würde. Für mich war klar, dass ich mich weiterentwickeln wollte und alle Möglichkeiten kennenlernen wollte. Die Fachschule war ein Paradies für uns. Alle technischen Möglichkeiten standen uns offen. Es gab neben dem sehr umfassenden Theorieunterricht viele praktische Unterstützung durch die Fachkräfte wie z.B.einem Brennmeister, einem Drehmeister etc. Und was eigentlich fast wichtiger war. Es gab hier einen Haufen Talente, die interessante Sachen machten. Immerhin waren wir zu der Zeit rund 70 Schüler in drei Jahrgängen. Und gerade zu meiner Zeit sind ein paar sehr gute Leute dort gewesen. Dort habe ich bei Wolf Matthes meinen Abschluss im Bereich Gefäßgestaltung gemacht.

Vasen und Schalen aus dem Salzbrand

Monika Debus - Künstlerische Skulpturen und Gefäße, sowie Vasen, Becher und Schalen

Du bist also erstmal beim Thema Gefäß geblieben?

Die Fachschule hatte ihren Schwerpunkt im Handwerklichen und in der Gestaltung, oder Design, wenn man so will, das sind meine Wurzeln. Ich habe meinen Abschluss im Fachbereich Gefäßgestaltung bei Wolf Matthes gemacht.
Vor meinem Abschlussjahr, als es darum ging, meine eigenen Ideen zu entwickeln, war ich in England und habe Steine am Meer gesammelt. In London, im V&A Museum, habe ich viel Zeit in den oberen Hallen verbracht. Sie war voller Vitrinen mit alten Scherben aus aller Herren Länder. Dort hat sich kaum jemand hin verirrt, aber mich haben diese Scherben ungeheuer inspiriert. Dekore, die gebrochen waren, wo man rätseln musste, was das wohl für ein Gefäß gewesen ist. Irgendwie laufen die Dinge dann meist unbewusst ab, ich bin zurückgekommen und habe angefangen auf Platten zu malen, sie dann auseinander zu brechen und neu zusammen zu setzten.

 

Das heißt, da war schon der Ansatz oder die Vorläufer deiner typischen Gefäßobjekte?

Genau. ich experimentierte mit bemalten Platten, die ich anschließend zusammengefügt habe zu kleineren Objekten. Mein Lehrer Wolf Matthes hat dann gemeint, ich solle doch größer arbeiten. Das war wie ein Startschuss und schon am nächsten Tag standen die ersten größeren Gefäßobjekte da. Sie waren anfangs bunter und verspielter, mit Ohren und Hörnern z.B.… Aber mit der Zeit, dann auch in meiner eigenen Werkstatt sind sie schlichter geworden und ich habe mich tatsächlich mehr auf das spontane Malen mit Schwarz-Weiß-Kontrasten konzentriert. Gebrannt habe ich im Salzofen der Fachschule, eine Gelegenheit, die Tradition des Westerwalds aufzugreifen. Beim Salzbrand bin ich bis heute geblieben. Ich habe ihn leicht verändert und versucht eine neue modernere Formensprache in dieser Brenntechnik zu entwickeln.

 

Aber jetzt machst du auch ganz freie Arbeiten?

Ja. Das Thema der bemalten Gefäßformen war irgendwann mal ein bisschen ausgereizt. Ich habe einen anderen Ansatz gesucht. Meine Arbeiten sind nun skulpturaler, also mehr auf den Raum bezogen, und trotzdem immer noch Malfläche für mich.

Stand für dich fest hier zu bleiben oder war das einfach diese Verknüpfung mit dem Werkstattplatz?

Nein, nach dem Abschluss wollte ich eigentlich vielleicht nach England gehen. Alles stand offen, aber dann erreichte mich der Anruf meines späteren Kollegen Fritz Roßmann, der mich einlud eine Werkstatt auf dem Hof der Merkelbachmanufaktur zu mieten. Ich musste damals einen Kredit bei der Bank aufnehmen, da ich überhaupt kein Startkapital besaß. Davon habe ich ein Auto gekauft, den Ofen gebaut und angefangen Keramik zu machen und versucht diese zu verkaufen. Ein Jahr später bin ich in meine jetzige Werkstatt gezogen. In der Anfangszeit habe ich viel Geschirr gemacht und weniger Einzelstücke. Das ließ sich einfach leichter und sicherer verkaufen auf den Märkten und hin und wieder in der Werkstatt.

Monika Debus

Monika bemalt ihre gebauten Gefäß­objekte.

Wann kam die Entscheidung sich mehr auf die Einzelstücke zu konzentrieren und kam das durch den entsprechenden Umstand?

Das war mehreren Sachen geschuldet. Es war mühselig, von Geschirr zu leben. Damals, Anfang der 90er, hatte die Keramik einen schwierigen Stand. Ich habe am Anfang viele Märkte gemacht, bei denen ich gerade mal die Unkosten wieder drin hatte. Ich habe auch immer wieder zwischendurch Einzelstücke gemacht, mich auf Wettbewerben beworben, an der Uni als Dozentin gearbeitet. 1998 kam dann das erste Kind und ich musste eine Entscheidung treffen. Zeitgleich hat Renate Wunderle von der Galerie b15 in München Interesse an meinen Arbeiten bekundet. Ab dem Zeitpunkt habe ich angefangen, nur noch Einzelstücke zu machen. Es folgte direkt ein Qualitätssprung, weil ich mich einfach mehr darauf konzentrieren konnte. 2001 hatte ich in der b15 eine Einzelausstellung, wodurch Leute auf mich aufmerksam geworden sind, und von da an ging es bergauf, wie man so schön sagt. Auch in der Werkstattgemeinschaft zu arbeiten hat die Dinge sehr erleichtert. Es war gegenseitige seelische Unterstützung, technischer Beistand und das Gefühl nicht allein zu kämpfen.

 

Hast du von Anfang an den Salzbrand gemacht?

Ja, weil in der Schule gab es die Möglichkeit mit diesem Salzofen und der wurde da gar nicht gebrannt und ich habe was gesucht, was dem lederharten Zustand, den ich am allerschönsten finde, am nächsten kommt. Ich habe mich mit einer Freundin an der Schule zusammen getan, denn es war gar nicht so einfach diesen riesigen Ofen voll zu bekommen. Damals war David Miller an der Keramikschule, um einen Workshop zu geben, Salzen mit Soda und Raku. So kamen wir auf die Idee, den Salzbrand im niedrigeren Temperaturbereich zu machen.

 

Und hier noch ein paar Fragen mit der Bitte um kurze Antwort.
Was machst du am liebsten, welcher Arbeitsabschnitt hat für dich die größte Bedeutung?

Am liebsten male ich auf die Keramik und schaue dabei zu, wie die Form überzogen wird und eine komplett andere Aussage bekommt. Das Schöne an meiner Arbeit ist aber letzten Endes, dass sie so abwechslungsreich ist in jeder Hinsicht. Ich schaffe ja nicht nur meine eigenen Sachen, ich muss sie ja auch vermarkten und in Kontakt kommen mit Leuten. Das mache ich auch gern. Vor allem, wenn es Leute sind, die meine Sachen mögen.

 

Was machst du nicht so gern?

Lustigerweise das Brennen, obwohl es so ein wichtiger Arbeitsschritt für mich ist.

Monika Debus

Glätten der Oberfläche

Was ist dein wichtigstes Werkzeug?

Meine Hände und meine Pinsel.

 

Wie lange arbeitest du an einem Stück?

Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich arbeite meist an mehreren Stücken gleichzeitig. Dann gibt es ja sehr viele Arbeitsschritte vom Trocknen, zum Malen bis hin zum Brennen. Einige Arbeiten werden auch nach dem Brand aussortiert, weil sie nicht meinen Vorstellungen entsprechen. Für eine Ausstellung brauche ich mehrere Monate, um sie optimal vorzubereiten.

 

Was treibt dich zu neuen Ideen an?

Ich versuche, mit offenen Augen und auch Ohren durch die Welt zu gehen. Alles kann mich zu einem Gedanken bringen, auch die Begegnung mit Menschen oder Landschaften.

Kannst du davon leben?

Ja. Gott sei Dank! Und irgendwie bin ich auch stolz darauf.

 

Könntest du dir auch vorstellen, was anderes zu machen und wenn ja, was?

Musik wäre eine echte Alternative. Aber das ist nur in meiner Vorstellung so, ich spiele weder ein Instrument, noch singe ich im Chor. Aber ich stelle mir das sehr erfüllend vor.

 

… und wo findet man denn so deine Keramik?

Höhr-Grenzhausen: Werkstattladen und Galerie bei der Keramikgruppe
Paris: 1831 Art Gallery
Heidelberg: Werkstaat, Contemporary Ceramics
Rostock: Goldwerk Galerie
Beim Markt in Diessen am Ammersee
Journée de la céramique, Paris, S.Sulpice
In Holland beim Keramisto-Markt, Milsbeek
und dann noch temporäre Ausstellungen in diversen Galerien im In- und Ausland

 

Vielen Dank für das schöne Gespräch, Moni.