30. März 2021| KERAMIK

Fritz Roßmann,

(1958 - 2021)

war Töpfer, Gestalter, Meister, Künstler, Porzellanspezialist, Förderer, Lehrer, Ratgeber und Inspiration. Er war Vater, Freund, Charmeur, Lebenspartner, Netzwerker, Vermittler, Visionär, Optimist. Er war beharrlich, bescheiden, weltzugewandt und humorvoll … Keramikmacher und Keramikgenießer aus tiefstem Herzen und mit ganzer Seele.

Fritz rossmann in seiner Werkstatt in Höhr-Grenzhausen

Innerhalb der unter­schiedlichen Sprachen der Keramik ist das Töpfern – also aus einem klumpen Ton eine Gefäßform zu fertigen die, die mich am meisten interessiert.

Fritz Roßmann, im Rheinland geboren und in der Nähe von Frechen aufgewachsen, war Höhr-Grenzhäuser und Weltbürger. Er ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Keramikpersönlichkeiten national und international. Vom salzglasierten Steinzeug geprägt, bekannt geworden durch seine Arbeit mit Porzellan, inspiriert unter anderem von der fern­östlichen Keramikkunst die er unermüdlich interpretiert, zeichnet sich sein Lebenswerk aus durch frei auf der Töpferscheibe gedrehte, virtuose, wunderbar leichte Gefäße mit unglaublicher Transluzens. Die für seine Arbeit typische Seladon Glasur symbolisiert auf unvergleichliche Art und Weise das Grün des Meeres und das Blau des Himmels.

​‘You’ve got a com­pletely homogenised art world: what’s the most chaotic, the most disruptive thing you can do? It’s to make a domestic object. It still remains a powerfully, engagingly, compli­catedly beautiful and lyrical thing to do,’
so says artist and author Edmund de Waal

Porzellangefäß des Keramikers Fritz Rossmann

Er hat im wörtlichen und übertragenen Sinn in Höhr-Grenzhausen Raum geschaffen sowie erhalten und damit maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Wege vieler Keramiker:innen aus aller Welt in der Stadt der Keramik kreuzen. Fritz Roßmann und die Keramikgruppe Grenzhausen, deren Gründungsmitglied er war, hat viel dazu beigetragen, dass Höhr-Grenzhausen nach dem weitgehenden Verschwinden der traditionellen Werkstätten weiterhin ein interessanter Keramikstandort ist.

Das Heute geht gespeist durch das Gestern in das Morgen (Bertolt Brecht).

Höhr-Grenzhausen, alle Kollegen, Freunde, seine Familie und die Natur-Kultur-Keramik Redaktion trauern um Fritz Roßmann. Mit Mut, Engagement  und Leidenschaft werden wir versuchen ähnliches zu bewirken und somit sein Erbe annehmen und fortführen.

Porzellangefäße des Keramikers Fritz Rossmann

Porzellangefäße 2017
Seladon Glasur 1300°C

Nachruf von Nele van Wieringen
Leiterin des Keramikmuseums Westerwald:

Fritz Roßmann (Köln Lindenthal, 1958) erlernte von 1975 bis 1978 das Töpferhandwerk in der Grenzhäuser Werkstatt von Wim Mühlendyck. Dort wurden damals, neben salzglasiertem Steinzeug, auch die Entwürfe von Theodor Bogler, Abt der Benediktinerabtei in Maria Laach, umgesetzt.

Mühlendycks eigenen Arbeiten sind geprägt von ihren zeichnerisch gestalteten Oberflächen. Er sah sich dem keramischen Erbe des Kannenbäckerlandes verpflichtet, setzte jedoch diese Tradition auf eigene Art fort. Diese Einstellung war prägend für Fritz Roßmann.

Nach der Lehre in der Mühlendyck‘schen Werkstatt studierte Roßmann bis 1983 an der Fachschule für Keramik, wo er viele seiner späteren Kollegen und Kolleginnen kennenlernte. Bei Wolf Matthes vertiefte er sich in Masse- und Glasurtechniken und lernte so das divenhafte Verhalten des Porzellans zu lenken.

Nach einer Zeit in einer Gemeinschaftswerkstatt in Hillscheid wurde er 1992 Mitglied der Keramikgruppe Grenzhausen, die in der ehemalige Merkelbach Manufaktur beheimatet ist. Zuerst stellte er präzise gestaltete Steinzeuggefäße her, mit dem er schon bald die Aufmerksamkeit der keramischen Fachwelt auf sich zog.

Seit den 90er Jahren rückte das Porzellan mehr und mehr in Roßmanns Fokus und er entwickelte sich zu einem herausragenden Kenner des weißen Goldes.

Frühere Arbeiten aus Steinzeug

Steinzeuggefäß des Keramikers Fritz Rossmann

Fritz Roßmann war ein Meister des Porzellans.

Seine unverwechselbaren Gefäße wurden mit vielen Preisen, auch in Japan, China und Korea, ausgezeichnet. Er war ein gerngesehener Teilnehmer der bekannten europäischen Keramikmärkte.
Roßmann gehörte nicht zu denen, die ihre Rezepturen und handwerklichen Techniken streng geheim hielten. Er teilte sein Wissen großzügig und war vielleicht der beliebteste Porzellanlehrer in Europa.

Seine perfekt gestalteten Porzellangefäße orientieren sich an ostasiatischen Meisterwerken. Sie lehnen sich der keramischen Geschichte und den handwerklichen Errungenschaften zahlreicher Meister in der ganzen Welt an. Die Gefäße haben dennoch ihren ganz eigenen Charakter und stammen unmissverständlich aus der Hand Roßmanns.

Porzellangefäß des Keramikers Fritz Rossmann

Kombination von schwarzer Glasur & Seladon mit Perforation

Einer seiner letzten Werke bestechen durch schwarze und weiße Massen, die eine Leichtigkeit ausstrahlen. Auf einer minimalen Standfläche weiten sie sich nach oben aus und öffnen sich dem Raum. In den Gefäßkuppeln strahlen kleine Leuchtpünktchen, die nur von einer immateriell anmutenden Seladonglasur bedeckt werden. So erinnern diese ausbalancierten Objekte an einen kosmischen Sternenhimmel und stellen vielleicht eine Verbindung mit unseren keramischen Vorfahren aus aller Welt her.

Am 7. März 2021 musste Fritz Roßmann seinen Kampf gegen den Krebs aufgeben. Seine freundliche, leise Art und seine Begeisterungsfähigkeit werden wir sehr vermissen.
Das Keramikmuseum Westerwald wird ihm im zweiten Halbjahr 2021 mit einer Ausstellung gedenken. Informationen dazu sind rechtzeitig auf der Homepage des Museums zu lesen.

Porzellangefäße des Keramikers Fritz Rossmann

zuletzt entstandene Werke