Werkstattgespräch mit Kathrin Bachmann
Kathrin Bachmanns Porzellanserien bestechen durch zurückhaltende Formen, grafisch zarten Dekoren, in Kombination mit fein abgestimmte Farbvariationen. Ihre Porzellane sind hauchdünn gearbeitet, dennoch funktional und ästhetisch äußerst ansprechend. Kathrin ist Mitglied der Werkstattgemeinschaft CeraMix, im Werkstattgespräch erzählt sie über ihre Arbeitsweisen und warum sie gerne Teil dieser Gemeinschaft ist.
Kathrin Bachmann in ihrer Werkstatt
Hallo Kathrin, kannst du mir zunächst erzählen, wie du nach Höhr-Grenzhausen gekommen bist bzw. wo du herkommst?
Ich bin wegen des Studiums am Institut hergekommen. Eigentlich komme ich aus der Gegend von Ulm, aber ich habe vorher schon bei Freiburg eine Ausbildung gemacht.
Als Keramikerin? Klassisch als Scheibentöpferin?
Ja
Das heißt du hast gleich nach der Lehre entschieden, dass es künstlerischer, freier werden soll, da du dich für das IKKG (Institut für künstlerische Keramik und Glas) entschieden hast? Es gibt auch die Fachschule für Keramikgestaltung, was war der Entscheidungspunkt?
Ich habe schon vor der Ausbildung überlegt, ob ich Kunst studieren soll. Irgendwie war es klar, dass es in diese Richtung gehen soll. Ich wollte nach der Ausbildung nochmal etwas Anderes, Neues machen.
Aber dass es Keramik sein sollte war klar bzw. wie bist du zur Keramik gekommen bzw. zum ersten Mal mit ihr in Berührung gekommen?
Ich glaube zum ersten Mal tatsächlich, weil meine Eltern ein Haus in einer ehemaligen Tongrube gebaut hatten. Das war eine ehemalige Ziegelei und Tongrube, das wurde dann zum Neubaugebiet. Dort gab es ja dann Ton in Hülle und Fülle – beide lachen
Das ist ja ‘ne super Geschichte!
Ja, wir haben dort immer Lager gebaut und ich habe das Geschirr dafür getöpfert. Dann hatte ich das lang wieder vergessen und kurz vorm Abitur hatte ich plötzlich die Idee ich werde Keramikerin. Man hat ja manchmal das Gefühl, die Idee kommt aus dem Nichts, aber wahrscheinlich war sie schon längst da.
Frühkindliche Prägung! Lachen
Das heißt du hattest beschlossen Keramik zu machen, hast eine Keramiklehre abgeschlossen und bist danach ans Institut (IKKG) gegangen. Du bist nun aber mit deinen Arbeiten wieder ins Handwerk zurückgekehrt, also du bist ja nun nicht in der freien Kunst gelandet.
Das hat mich wohl irgendwie nicht losgelassen.
War das auch eine praktische Entscheidung?
Mir persönlich kam Kunst zu offen vor, zu weit. Ich habe mich oft verloren gefühlt – woran orientiert man sich da eigentlich? Ich wollte jedoch auf jeden Fall Keramik machen und ich finde, bei der Kunst stellt sich oft die Frage, muss das aus Keramik sein? Ich hänge sehr am Material und ich finde es total schön handgemachtes Geschirr zu benutzen.
Die Entscheidung, Geschirr zu machen, ist schnell da gewesen? Wobei du hast auch hier und da freie Arbeiten, sind das noch ältere Stücke?
Nein, das mache ich immer noch gerne, nur Geschirr ist mir auch zu wenig. Oder was heißt zu wenig, das andere reizt mich immer noch.
Feines Gebrauchsgeschirr der Keramikerin Kathrin Bachmann
Das sind einfach parallel laufende Stränge und du machst das eine oder andere, wie es die Zeit erlaubt?
Ja genau!
Innerhalb deiner Gebrauchskeramik gibt es auch noch mal verschiedene Serien.
Ich mache gerne unterschiedliche Sachen, es fällt mir schwer mich auf eine Sache zu beschränken. Mir macht es sehr viel Spaß, neue Sachen zu entwickeln, Neues auszuprobieren. Deswegen habe ich eher damit zu kämpfen, dass ich nicht zu viele Richtungen einschlage, sondern dass ich mich immer wieder reduziere und fokussiere.
Ist die weiße Porzellanserie gedreht?
Nein, das ist alles gegossen.
Hast du dich vom Drehen verabschiedet? Du hast ja schließlich Scheibentöpferin gelernt, warum ist das gar nicht mehr Thema?
Die Urformen drehe ich mit Ton auf der Scheibe oder forme sie mit der Hand, nicht klassisch auf der Gipsdrehscheibe mit Gips. Ich mag einfach die Möglichkeiten, die man mit Gießformen hat.
Zum Beispiel?
Dass man die Masse einfärben kann, oder dass man aber auch mit Porzellan sehr dünn arbeiten kann. Mache Sachen, wie das Geschirr mit der textilen Spitze, kann man am besten gießen.
Das macht deine Arbeiten sicherlich aus, das aus dem Porzellan herauszuholen?
Ja, ich denke, das war schon der Grund, dass ich einfach gerne dünn, in Kombination mit Porzellan arbeiten wollte. Klar, manche Kollegen können auch super dünn drehen, aber das könnte ich nicht. Dazu kann ich nicht gut genug drehen.
Ich weiß, was du meinst, aber man sucht sich ja auch den Weg, der einem mehr liegt bzw. woran man mehr Spaß hat. Es geht natürlich auch darum, was man ausdrücken möchte. Dabei finde ich es fast widersprüchlich, wenn du Drehformen verwendest.
Na ja, mir ist es schon wichtig, dass man das Handwerkliche erkennt und es nicht so ist, dass mein Geschirr mit Industrieware konkurrieren muss. Ich meine, das geht ja auch nicht. Daher ist es wichtig, dass der Charakter des Handgemachten erhalten bleibt und man nicht in den Vergleich mit Industrieware kommt.
Du hast in meinen Augen auch ein ausgewogenes Farbkonzept, wie kommst du dahin.
Ich mache ganz viel Proben und dann schaue ich, welche Farben zusammen passen. Ich habe eine ganz Kiste voller Proben. Es ist auch Stimmungs- und jahreszeitenabhängig, worauf ich Lust habe.
Strich für Strich bilden sich die zarten, grafischen Dekore von Katrin Bachmanns Porzellangeschirr.
Das heißt du verwendest auch immer wieder neue Farben, da ist Bewegung drin, du hast nicht deine feste Farbpalette und die ist gesetzt?
Hm, manche schon. Die, bei denen ich merke, sie verkaufen sich gut, verwende ich immer wieder. Ansonsten überlege ich jedes Mal, wenn ich neu produziere, welche Farben ich diesmal nehme.
Ach so, bei jedem neuen Gießen wechselst du die Farben?
Ja bzw. bei den Vasen und Platten. Bei dem Geschirr mit der textilen Spitze habe ich feste Farben.
Siehst du dich als Keramikerin oder als Künstlerin?
Beides – lachen
Stimmt, wenn du tatsächlich hier und da deine künstlerischen Ausflüge machst.
Ich finde, man kann das manchmal schwer trennen. Also in jedem Fall fühle ich mich als Keramikerin, weil es mir um das Material geht. Die Frage wäre eher als Handwerkerin oder als Künstlerin.
Stimmt auch. Letzten Endes finde ich aber auch die Schubladen überflüssig, warum muss man das überhaupt kategorisieren? Zur Erläuterung möchte ich sagen, dass die Fragen teils nicht von uns stammen, sondern von Außenstehenden. Das sind teilweise typische Fragen, die man auch von seinen Kunden gestellt bekommt. Wir haben versucht einzufangen, was die Menschen da draußen interessiert oder was oft gestellte Fragen sind.
Ok, dann wäre die Antwort darauf, dass ich mich auf jeden Fall als Keramikerin sehe, aber irgendwas zwischen Künstlerin und Handwerkerin. Ich finde, das ist bei handgemachten Gefäßen oft schwierig. Gemälde sind immer Kunst, auch wenn sie nur das Wohnzimmer dekorieren sollen. Da frage ich mich immer, wo ist denn der Unterschied, ob ich nun eine Tasse bemale oder eine Leinwand. Das ist doch fließend.
Ja, gerade wenn es auch freier wird. Ich glaube auch, das ist eine Entwicklung in der Keramik. Natürlich gibt es noch / auch die klassischen Dreher, die eine saubere Serie drehen, Glasur aufbringen und fertig. Aber viele fertigen mittlerweile eben auch sehr viel freiere Arbeiten, sei es in der Oberfläche oder in der Form, obwohl es dennoch ein Geschirr zum Gebrauchen ist. Da hat sich auch viel verändert in den letzten Jahren.
Vor allem ist es oft so, dass sich Leute auch von einem Geschirr irgendwie berühren lassen und das ist eigentlich das, was man von der Kunst erwartet – dass sie Menschen berührt.
Was bildet den Schwerpunkt deiner Arbeit?
Gefäße
Gefäße, die letztendlich auch für den alltäglichen Gebrauch bestimmt sind?
Ja genau!
Welches Ziel verfolgst du? Anders gefragt gibt es einen Weg, den du zukünftig einschlagen möchtest, oder bist du mit dem, was du tust, zufrieden?
Na ja, man möchte ja immer besser werden. So ganz handwerklich gesehen möchte ich gerne meine Fehler, die Materialprobleme, die man so hat, in Griff bekommen. Man hat immer das Gefühl, es ist schon gut, aber irgendwie könnte es noch besser sein.
Jedes Stück ein Unikat.
Kannst du von deiner Arbeit leben?
Inzwischen ja, wenn ich keine Kinder hätte. Das ist natürlich auch immer ein Ziel, dass ich davon leben kann und dass es sich lohnt.
Neben der Produktion ist natürlich auch die Art der Vermarktung ein zentrales Thema. Du vermarktest dich ausschließlich über Keramikmärkte?
Ich verkaufe auf Keramikmärkten und aber auch über Läden.
Wie viele Märkte besuchst du im Jahr?
Unterschiedlich, zwischen 5 oder 6, nicht so viele. Ich möchte nicht so viele Wochenenden unterwegs sein, daher habe ich von Anfang an auch versucht meine Sachen über Läden zu verkaufen.
Das ist auch ein Konzept. Ich finde es interessant, da jeder einen ganzen eigenen Ansatz hat.
Was machst du am liebsten?
Am liebsten probiere ich neue Sachen aus und ansonsten alles was mit der Herstellung der Stücke zu tun hat. Es gibt nicht den einen Arbeitsschritt, den ich besonders mag.
Du bist sehr experimentierfreudig, man merkt im Gespräch, dass du immer wieder eine Herausforderung brauchst.
Ja, mir z.B. ein Geschirr zu überlegen und dann immer das Gleiche zu machen wäre mir sicherlich zu wenig.
Hat dich dein Studium am IKKG diesbezüglich geprägt? Wobei, du hast ja zuvor eine ganz klassische keramische Ausbildung gemacht.
Stimmt, dort wurde hauptsächlich Geschirr hergestellt. Aber auch das war ein Grund am Institut zu studieren, weil ich gemerkt habe, dass acht Stunden drehen auch nicht das ist, was ich möchte.
Was machst du nicht so gern?
Pakete packen!
Das kam ja wie aus der Pistole geschossen.
Das ist das, wovor ich mich immer drücke.
Das heißt, du verschickst auch an deine Kunden?
Ja, aber es sind die großen Pakete, die an die Läden herausgehen, die ich nicht gern packe. Eine einzelne Tasse ist nicht das Problem.
Hast du ein Lieblingswerkzeug?
Hmmm … vielleicht Messer … meine Hände … so viele Werkzeuge benutze ich gar nicht.
Kannst du bestimmt nicht genau beantworten, aber es ist eine häufig gestellte Frage. Wie lange arbeitet man an einem Stück. Beim Gießen ist das natürlich noch schwieriger zu formulieren. Deine feinen Zeichnungen sind sicher sehr zeitaufwendig?
Ich mache so viele verschiedene Sachen … vielleicht etwas zwischen einer viertel und halben Stunde – so genau kann ich es nicht sagen. Ich habe tatsächlich mal versucht alles aufzuschreiben, aber das ändert sich immer wieder. Je nach Produktionsweise, Dekore, etc.
Ich merke wie auch die Kollegen bei dieser Frage immer wieder ins Straucheln kommen, da man oft nicht an einem Stück arbeitet, bis es fertig ist, sondern, die Zustände abwarten muss etc.
Das stimmt, aber die Frage wird auch auf den Märkten immer wieder gestellt.
Wenn du sagst, dass du es sogar schon mal ausgerechnet hast und bei einer Tasse auf ca. eine halbe Stunde kommst, denken dann nicht manche Kunden, warum kostet denn die Tasse 40 Euro?
Es ist ja auch nicht nur die halbe Stunde. Ich habe zudem versucht die Gipsformenherstellung einzurechnen und wie lange man diese benutzen kann usw., aber die Überlegung, die Planung vorher kann man ja gar nicht einkalkulieren. Auch wenn ich eine Tasse in einer viertel Stunde schaffe und die zwanzig Euro kostet, dann sind das 60 Euro in der Stunde. Das ist für einen selbständigen Handwerker nicht viel. Außerdem sind da ja nicht die Kosten jenseits der Herstellung, wie Buchhaltung oder die gesamte Vermarktung, Bewerbungen schreiben, Marktfahren, Verkaufen etc. einbezogen.
Es ist interessant, warum das im Kunsthandwerk oft hinterfragt wird – es ist ein immer wiederkehrendes Thema. Wir reden auch darüber, weil’s ein Thema ist und weil die Frage immer wieder auftaucht. Bei vielen anderen Gewerken wird mal tief durchgeatmet, wenn allein für die Anfahrt siebzig Euro berechnet werden, aber grundsätzlich wird es für normal hingenommen – was durchaus berechtigt ist – nur der Kunsthandwerker muss sich hier rechtfertigen.
Wenn du es als Kunst verkaufst, muss du dich schon nicht mehr so sehr rechtfertigen. Es wird immer gefragt, wie lange dauert die Tasse, keiner fragt wie lange an einem Bild gemalt wurde. Weil da vielleicht auch jedem klar ist, dass eine enorme Entwicklungsarbeit drinsteckt.
Du arbeitest mit Porzellan, hat das ein Grund für dich? Schon von Anfang an?
Nicht von Anfang an, aber ziemlich schnell. Ich mag einfach das Material.
Warum? Denn das Transparente nutzt du nicht unbedingt.
Na ja, bei meinen weißen Arbeiten sieht man schon deutlich die Transluzenz.
Wahrscheinlich sind die Farben auch leuchtender, wenn du die Masse einfärbst?
Genau, aber auch wenn die Masse eingefärbt ist, hat sie eine andere Haptik. Porzellan fühlt sich ganz anders an als Ton.
Ist das so? Du meinst, wenn du deine Arbeiten in Steinzeug gießen würdest, würden sie sich anders anfühlen?
Ja, v.a. wenn die Stückle unglasiert sind. So wie meine Vasen. Die sind nur innen glasiert und außen geschliffen. Dadurch fühlen sie sich ganz weich an.
Es gibt allein schon riesige Unterschiede zwischen den einzelnen Porzellansorten. Ich habe neulich eine andere Masse benutzt und eingefärbt. Ich dachte, man sieht’s bei den blau eingefärbten Vasen nicht. Stimmte so weit auch, aber es fühlt sich ganz anders an. Ich habe gedacht, das mag ich jetzt nicht.
Das ist interessant – hätte ich nicht gedacht. Man ist aber wahrscheinlich auch an das gewöhnt, was man alltäglich in der Hand hat …
Arbeiten von Kathrin Bachmann – individuell bemalt.
Bei wie viel Grad brennst du deine Stücke?
Bei 1250 °C
Warum sollte jemand deine Keramik kaufen?
Weil er sie schön findet
Was treibt dich zu neuen Ideen an?
Dinge, die ich irgendwo zufällig wahrnehme und die dann vielleicht länger im Kopf umherschwirren.
Das heißt, es gibt nichts Gezieltes, wie Strukturen aus der Natur etc.
Irgendwann, wenn ich mich dran setze, schaue ich noch mal genauer nach bzw. überlege intensiver. Aber der Anfang ist eher etwas Zufälliges.
Also eher im Prozess?
Nicht unbedingt, eher was mir so auffällt, was man irgendwo gesehen habe, in der Natur, in Bücher, im Internet … vielleicht irgendwelche Farbkombinationen etc.
Also gehst du schon ein Stück weit konzeptionell vor, in deiner Farbwahl z.B. – schaust du nach Trends?
Eben nicht, ich gehe nicht los und suche gezielt nach Trends. Aber wahrscheinlich nimmt man sie unbewusst und nebenbei wahr, sie begegnen einem einfach im Internet, in Geschäften etc.
Gibt es Kollegen, die du besonders schätzt, wo du sagst, sie haben mich ein Stück weit beeinflusst oder inspiriert?
Die Sachen von Monika Debus finde ich total toll, aber sie haben mich nicht unbedingt beeinflusst. Das ist ja auch ganz anders als das, was ich mache. Wenn ich auf dem Markt bin, bleibe ich immer an Stücken aus dem Holzbrand stehen. Ich finde es am schönsten, wenn man sieht, dass die Sachen an der Scheibe gedreht sind und eben in Holzbrand gebrannt wurden – am besten noch mit dickem Schlicker drauf. Das ist etwas, das ich nicht könnte, vielleicht finde ich es deshalb so schön.
Witzig, der totale Kontrast zu deinen Arbeiten. Wie sieht deine Keramik zu Hause aus, ganz abgesehen von deiner eigenen?
Ich habe zu Hause schon vor allem die Reste von mir und ansonsten Einzelstücke, die ich gekauft habe.
Könntest du dir vorstellen, etwas ganz anderes zu machen?
Hm, ich weiß auch nicht. Also klar kann ich mir das vorstellen, aber ich glaube, ich würde nichts so gerne machen. Also mir fällt jetzt nichts ein, bei dem ich denke, das wäre es. Klar, wenn ich merken würde, das geht jetzt hier nicht mehr z. B. aufgrund von Energiepreisen oder so, dann kann ich mir natürlich auch andere Sachen vorstellen. Aber was ich am liebsten mache, ist schon die Keramik.
Sozusagen die richtige Berufswahl getroffen.
Ja. Am Anfang habe ich mich oft gefragt, ob das das Richtige ist oder ob ich was anderes hätte machen sollen, etwas womit man leichter sein Geld verdient.
Gut, das hat etwas mit der Existenzfrage zu tun und nicht mit der Tätigkeit an sich.
Ja. Es gibt natürlich Berufe, bei denen man vielleicht das Gefühl hat, die sind sinnvoller oder man wird eher gebraucht. Wenn man so darum kämpfen muss, was zu verkaufen hat man immer auch das Gefühl, dass es überflüssig ist.
Ich weiß, was du meinst, aber ich sage auch immer, wenn Dinge nur ihren reinen Zweck erfüllen würden, dann sähe die Welt ganz schön trist aus. Ich meine jedes Auto, jedes Haus, jedes Produkt wird gestaltet – ob gut oder schlecht sei mal dahin gestellt, aber es stehen kreative Menschen dahinter, die sich neben der Funktion sehr viele Gedanken um das Aussehen machen. Ich selbst kaufe auch eher ein Produkt, was mich optisch anspricht. Der Erfolg von einigen Produkten liegt sicherlich neben dem Marketing in ihren hervorragenden Designs. Wir gestalten scheinbar profane, alltägliche Dinge, wie Teller und Tassen, erheben sie aber in dem Moment auch zu etwas Kostbarem, daher müssen wir uns nicht für unwichtig halten.
Auch wäre es viel sinnvoller die Leute würden handgemachte Keramik kaufen und nur paar Teile anstatt viele, die schneller ausrangiert werden.
Wir haben noch gar nicht darüber geredet, dass du auch Mitglied der Werkstattgemeinschaft CeraMix bist. Ist es wichtig für dich in einer Gruppe zu sein, warum nicht Einzelkämpfer, warum Höhr-Grenzhausen? Du lebst in Koblenz und pendelst hierher, warum?
Also, warum Höhr-Grenzhausen? Weil ich mich einfach nicht von Höhr-Grenzhausen trennen konnte. Mir ist die Gemeinschaft in der Werkstatt wichtig, aber auch die Gemeinschaft in Höhr-Grenzhausen.
Und noch mal aus der Gruppenperspektive heraus, ist das der Austausch, der dir wichtig ist?
Genau der Austausch, aber auch so praktische Sachen, wie dass wir uns gemeinsam um die Öfen kümmern.
Aber auch, dass wir gemeinsam Veranstaltungen organisieren.
Du bist von Anfang an dabei?
Nein, nicht ganz. Aber inzwischen bestimmt schon 12 Jahre oder so.
Wo findet man deine Keramik?
Bei uns in der Werkstatt, auf den Märkten in Höhr-Grenzhausen, Bonn, Flörsheim. Im Museumsshop im Keramikmuseum. Im Keramikatelier Matthias Menk auf Amrum, MaroDoro in Mannheim, FriDa in Heidelberg.
Und nun zur letzten Frage, ist ja zum Teil schon beantwortet, was bedeutet der Standort Höhr-Grenzhausen für dich?
Die Gemeinschaft und der fachliche Austausch sind hier einzigartig!
Vielen Dank für das Gespräch.
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