Werkstattgespräch mit Armin Skirde

Armin Skirde arbeitet mit Steinzeugton; seine Arbeiten werden meist auf der Töpferscheibe gedreht, durch ihre dünne Außenglasur bewahren seine Werke den erdigen Charakter. Wichtig sind ihm dabei die Spuren, die der Ton durch seine Bearbeitung erfährt – Schlickerspuren, Drehrillen, Dellen, Beulen oder auch Fingerspuren.

Wir haben Armin in seiner Werkstatt besucht und mit ihm über seine Arbeitsweise gesprochen. Ein amüsantes Gespräch ist entstanden, wie wir finden.

Werkstattgespräch mit Armin Skirde
© Janos Wlachopulos

Armin Skirde in seiner Werkstatt.

Armin, du lebst und arbeitest schon sehr viele Jahre in Höhr-Grenzhausen?

Ja, richtig. Ich lebe in Höhr-Grenzhausen seit 1980. Erstmal ein Studium, dann Zivildienst, dann nochmal ein Studium. Ich habe nach dem Studium in Engers bei einer Fliesenfabrik als Keramikgestalter gearbeitet. Offiziell mit der Werkstatt angefangen habe ich 1995.

 

Was hat dich dazu bewegt hierher zu kommen und schließlich hier zu bleiben?

Ja, das hätte ich tatsächlich nicht gedacht, dass ich hierbleibe. Ich komme aus Würzburg, einer sehr schönen Stadt, und war ziemlich sicher, dass ich da wieder hin zurückgehe. In Höhr-Grenzhausen wurde ich bei meinem ersten Studium dann zum Keramikingenieur ausgebildet.

 

Was ja auch besonders ist, vom Ingenieur zur handwerklichen Keramik zu kommen.

Ja, tatsächlich, das war so nicht geplant. Aber da muss man auch dazu wissen, wie ich überhaupt zum Ingenieur gekommen bin. Ich wollte eigentlich Biologie studieren, aber mein Notendurchschnitt, hätte da nicht gereicht. Also Biologie kam erstmal nicht infrage. Für Gartenbau oder Landschaftspflege sah die Situation ähnlich aus. Durch Zufall stieß ich auf die Keramik.

Keramik klang vom Wort her schon mal interessant. Dann habe ich mich dort direkt beworben und tatsächlich war es erstmal die einzige Einladung. Ich war überrascht, dass das Studium nicht direkt in Koblenz war, sondern man nochmal knapp 20 Kilometer durch den Wald fahren musste. Ich fand die Gegend aber ganz schön und dachte einschreiben kannst du dich ja schon mal, du kannst dich ja wieder austragen. Zur Sicherheit habe ich mir schon mal ein kleines Zimmerchen genommen und tatsächlich begann ich dann im Oktober in Höhr-Grenzhausen mein Studium.

Prompt bekam ich einen Monat später, weil in Bayern das Studium um einen Monat versetzt losging, über das Losverfahren einen Platz für Biologie. Es war eine schwere Entscheidung, eine Woche ging es hin und her: Mache ich dies, mache ich das? Ich habe mich dann zum Glück für das Bleiben entschieden und bin bis heute sehr zufrieden, die Wahl so getroffen zu haben.

Armin’s Arbeiten noch nicht gebrannt

© Janos Wlachopulos
© Janos Wlachopulos

Und wie lief das dann mit dem Weg zur Keramik?

Das Studium war eher technischer Natur und bildete zum Keramik-Ingenieur aus. Besonders interessierte mich die Arbeit im Labor, z.B. die Entwicklung von Massen und Glasuren; auch bei der Biologie hätte mich besonders die Laborarbeit und Entwicklung interessiert. Aber natürlich interessierte ich mich von Anfang an auch für das Arbeiten mit Ton; und hier besonders das Arbeiten an der Töpferscheibe. Ich beantragte direkt, als Gastschüler, auch in die Drehwerkstatt gehen zu können und das konnte ich dann auch von Beginn an. Die Ingenieursschule und die Gestalterschule waren damals noch in einem Gebäude. Die dortigen damaligen Studenten, wie Thomas Naethe, Uli Witzmann und andere gaben mir die ersten Tipps.

Ja, das Drehen hat mich ziemlich begeistert. Dann hatte ich noch einen Freund in Hilgert, der eine Scheibe hatte, wo ich das Drehen üben konnte. Irgendwann habe ich dann einen Praktikumsplatz, beim Helmut Müller bekommen. Erst ging es nur darum Formen auszuformen, später durfte ich auch drehen lernen. Anfangs war er etwas skeptisch, aber schließlich war er so begeistert davon, dass sich ein Ingenieur für Töpfern an der Drehscheibe interessierte.

 

Das ist ja schon ein seltener Werdegang, die meisten kommen eher aus dem Handwerk.

Ja genau, normalerweise ist es eher umgedreht. Ich kenne ein paar Leute, die zuerst die Lehre und dann ihren Ingenieur gemacht haben. Auf alle Fälle hatte sich mit der Zeit ein Vertrauensverhältnis mit Helmut Müller aufgebaut. Ich bekam einen Schlüssel, sodass ich fast jeden Abend ca. eine Stunde üben konnte. Hinterher habe ich mich dann mit den Kommilitonen getroffen. Hätte ich damals geahnt, was das für ein weiter Weg ist, Drehen zu lernen, hätte ich damals vielleicht resigniert. Im Übrigen macht die Tatsache, dass man in der Keramik nie ausgelernt und immer wieder neue Herausforderungen kommen, den Beruf sehr reizvoll. Man hat immer wieder Möglichkeiten, neue Schwerpunkte zu setzen.

Nach dem Studium konnte ich aber in Höhr-Grenzhausen meinen Zivildienst in der Einzelbetreuung anfangen. Das hieß damals fünf Tage Tag-und-Nacht-Dienst und dann 10 Tage frei. In der freien Zeit konnte ich dann mein Praktikum in der Drehwerkstatt fortsetzen. Auch hatte ich noch den Gastplatz an der Fachschule, wo ich ebenfalls das Drehen üben konnte.

 

Das heißt, du hast alles gleichzeitig gemacht?

Ja, am Anfang war da noch viel Überschneidung: Diplomarbeit, Zivildienst, Drehen üben. Für mich war aber schon ab Mitte des Studiums klar, dass ich nicht als Ingenieur arbeiten wollte. Ich habe dann fertig studiert, um für mich was Fertiges in der Tasche zu haben. Nach der Zivildienstzeit hatte ich genügend externe Lehrjahre zusammen, um mich für die Gesellenprüfung anmelden zu können. Nach der Gesellenprüfung habe ich mich dann für die Fachschule beworben und schließlich die drei Jahre an der Fachschule studiert. Danach dachte ich aber immer noch, ich werde Höhr-Grenzhausen verlassen und wieder nach Würzburg gehen. Hatte mich dann bei drei verschiedenen Stellen beworben und die interessanteste war dann tatsächlich nicht weit weg von Höhr-Grenzhausen, in Neuwied-Engers.

Ich hatte damals die Wohnung schon fast gekündigt, aber zum Glück war mein WG-Platz noch nicht vergeben und ich konnte dann weiter dort wohnen bleiben.

 

Und in Engers hast du dann als Gestalter gearbeitet?

Ja, als Gestalter. Allerdings mit der Option, dass wenn der Ingenieur in den Urlaub fährt, dass ich so ein paar Kontrollen machen müsste, was aber eher selten passierte.

Dann kam auch schon der Zeitpunkt, dass ich Hauseigentümer wurde. Ich kaufte das Haus, in dem ich inzwischen schon 15 Jahre gelebt hatte und baute es um. Dies band mich natürlich noch mehr an den Westerwald.

In Engers hatte ich zu arbeiteten angefangen, weil ich während des zweiten Studiums (also an der Fachschule), keine Unterstützung mehr bekommen hatte. Es hatte meine kompletten Ersparnisse aufgebraucht, ich bräuchte ein gewisses Grundkapital, um eine Werkstatt eröffnen zu können. Mit einem Kredit wollte ich nicht starten. Das hätte mich nervlich zu stark unter Druck gesetzt, nicht scheitern zu dürfen.  In Engers verdiente ich sehr gut, sodass ich pro Monat ca. 1.000 – 1.500 DM bequem weglegen konnte. Als Limit hatte ich mir 3 – 4 Jahre gesetzt. Nach dreieinhalb Jahren half mir das Schicksal. Die Kündigung seitens Engers spielte mir in die Karten. Das war ein Glücksfall, weil ich inzwischen war ich in einem Stadium, indem ich gar nicht genau wusste, ob ich meinen Plan, mich selbstständig zu machen, überhaupt noch umsetzen kann. Ich wusste nicht, was ich noch kann. Ich hatte 3,5 Jahre keine Töpferscheibe und keinen Ton mehr angelangt. Außerdem war das mit dem guten Verdienst auch ein komfortabler Zustand, an den man sich gewöhnen konnte. Die Arbeit hatte mir auch weitestgehend gefallen. Allerdings war ich auch zunehmend weniger selbstbestimmt. Aber das Schicksal spielte zum Glück mit und es begann die Phase mich mit einer Keramikwerkstatt selbstständig zu machen.

 

Du bist aber nicht schon immer hier in der Brunnenstraße?

Erst hatte ich im Bahnhof Grenzau meine erste Werkstatt, es war aber noch eine Orientierungsphase. Dort hatten auch noch zwei andere befreundete Keramiker Räume gemietet. Ich war aber nicht lange da. Irgendwann hat mich mein Studienkollege Martin Goerg gefragt, ob ich interessiert wäre, mit meiner Werkstatt in die Brunnenstraße zu ziehen, es wurden dort Räumlichkeiten frei. Es war die Zeit, in der Fritz Roßmann und Martin Georg die hintere Hälfte der Merkelbach-Manufaktur kauften.

© janos wlachopulos
© Janos Wlachopulos

Armin Skirde arbeitet in seiner Werkstatt.

Und dann hast du so richtig 100 Prozent Werkstatt gemacht?

Also, ab hier war es dann so richtig volle Kanne. Vorher war noch mehr Testen und Herumprobieren, teilweise auch Praktika in anderen Werkstätten. Dies war wichtig, um meinen Standpunkt zu finden. Herauszufinden, was und wie ich es machen will. Aber ab hier war das dann definitiv die Selbständigkeit.

 

Hattest du dann schon ein keramisches Programm erarbeitet oder ist das erst im Laufe der Jahre entstanden?

Ja, es hat sich im Lauf der Jahre natürlich geändert. Es hat erstmal ohne Bemalung angefangen und dann…

 

Reine Geschirrkeramik, oder?

Ja, das war klar. Auf Einzelstücke zu setzen war mir einfach zu riskant und ist es heute noch.

Ich bin damit ganz zufrieden. Ich habe dann auch meinen Weg gefunden. Bin jetzt auch kein Geschirrkeramiker, der versucht ein Stück wie das andere zu machen und Großserien hinzulegen, sondern ich versuche einen Weg dazwischen zu finden. Am wichtigsten war mir, an der Töpferscheibe arbeiten zu können und kreativ blieben zu können.

 

Du hast auch ein großes keramisches Programm…

Das wächst mit der Zeit, klar. Ist teilweise auch durch den Einfluss der Kunden entstanden, dass ich für sie spezielle Wünsche entwickelt habe und ich hinterher fand, dass sie gut in meine Produktpalette passen.. Das Sortiment hat sich auch deswegen vergrößert, weil ich immer wieder was Neues probiert habe, aber das Alte nicht ganz weglassen wollte.

 

In dem Sinn bist du dann ja schon ins kalte Wasser gesprungen, oder? Beim klassischen Weg der Lehre bekommt man ja eine Art Vertrieb mit. Ich wusste bspw. wie Märkte laufen, wenn ich jetzt an mich als Lehrling denke.

Ja, das stimmt, aber stimmt nur zum Teil. Durch das zweite Studium, das musste ich mir ja auch irgendwie finanzieren, habe ich mitunter in einer Schreinerei gejobbt und zum anderen habe ich Keramik auch für mich gebrannt und bin schon auf ein paar Märkte gegangen.

 

Ja, gut und wahrscheinlich hat man auch viel von seinen Kollegen gelernt, oder?

Ja, also gerade Sebastian Klose und Brigitte Lang (Studiumskollegen). Die Beiden hatte ich extra mal besucht und zu dem Thema mit ihnen gesprochen. Sie haben mir ganz viele Tipps gegeben, wie es läuft, wie man sich bewerben muss und was man umsetzen sollte. Das waren schon wertvolle Tipps. Dazu kommt noch die  Fachschule. Wenn man in Höhr-Grenzhausen wohnt, kann man als ehemaliger Student immer wieder da hinein, wenn man etwas Spezielles gebrannt haben will. Ich habe am Anfang manchmal Sachen mit Siebdruck machen müssen. Das war schon optimal hier.

© janos wlachopulos
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Armin Skirde bemalt seine Arbeiten.

Was ist dir aus heutiger Sicht besonders wichtig bei deiner Arbeit?

Da ich ja Geschirr mache, muss das natürlich auch gut benutzbar sein, eine hohe Qualität haben, und auch den Qualitätsansprüchen genügen (z.B. bei der Glasur). Die Überlegung war dann, wo will ich damit hin, in welche Richtung? Nimmt man bspw. das Ikea-Geschirr, das ist ja an sich nicht schlecht, es ist praktisch und austauschbar. Aber was ich sagen will, ist, da ist ein Teil exakt wie das andere. Und damit wollte ich auf gar keinen Fall konkurrieren. Wenn ich in Serie produziere, dann eine kleine Serie und dann müssen die Teile hauptsächlich von der Formgebung und ästhetisch funktional zusammenpassen, aber sie dürfen sich bzw. sollen sich voneinander unterscheiden. Dann dürfen Spuren von Fingern oder Eindrücke bleiben, die ich dann im Laufe der Zeit sogar bewusst hineingemacht habe, um jedem Stück seinen eigenen Touch zu geben. Das ist gerade das Schöne an der Keramik. Keramik ist ein plastisches Material, da dürfen Rillen und Spuren zu sehen sein, die zeigen, dass das man Berührungen verewigen kann. Ich will nichts, was aussieht wie Plastik. Ich will ein keramisches Material, das seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter hat.

 

Hat das auch damit zu tun, dass deine Keramik eher archaisch, reduziert wirkt? Das erinnert mich ein bisschen an Höhlenmalerei oder sowas?

Das ist richtig, es hat sich dann einfach entwickelt. Aus dem Material, der Farbe des Tons. Dies ergab eine optimale Kombination mit der Malerei; gerade mit der Höhlenmalerei. Ich habe mich tatsächlich ein Jahr lang mit dem Thema in der Fliesenfirma beschäftigt. Damals habe ich das relativ originalgetreu umgesetzt, heute interpretiere ich es eher frei. Mein Ton hat auch die Farbe von Saharasand und da fand ich einfach, dass sich das gut ergänzt.

Ich glaube, dass man für sich selbst erkennen muss, was man für ein Schaffenstyp man ist, und das sollte in die eigene Keramik einfließen. Ich habe bei der Ausbildung und dem Studium exaktes Arbeiten gelernt und kann das auch. Aber es entspricht nicht meiner Wesensart. Je mehr es einem gelingt diesen Charakter in die eigene Arbeit einfließen, zu lassen, umso authentischer und ehrlicher ist sie. Und dies ist letztendlich vielleicht der größte Unterschied zu industriell gefertigter Keramik.

 

Was machst du am liebsten? Welcher Arbeitsabschnitt hat für die die größte Bedeutung?

Das Drehen, ganz eindeutig, aber auch das Dekorieren.

 

Was machst du nicht so gerne?

Das Glasieren mag ich nicht so gerne.

 

Oh, das sagen viele Keramiker (lacht). 

Und auch das Verkaufen ist mir eher unangenehm. Ich fahre gerne auf Märkte und es macht Spaß sich mit Kollegen und Freunden dort zu treffen und auch interessante Keramik und Keramiker dort zu treffen. Aber mich stresst das Verkaufen. Es gibt schon auch viele nette Kunden, der Kontakt ist auch toll. Auch fördert der Austausch mit den Kunden, die Verbesserung und Entwicklung mancher keramischen Arbeiten. Aber am liebsten würde ich die Märkte einfach nur genießen, ohne an das Finanzielle denken zu müssen.

 

Ist es dann der Druck der Selbstständigkeit? Also, dass man davon leben muss?

Ja, das hat damit zu tun. Ist aber auch ein bisschen entspannter geworden, da ich in den letzten Jahren ganz gut verkauft habe und eine gewisse Kontinuität eingetreten ist. Ich bin da eigentlich ganz entspannt für die Zukunft.

 

Was ist dein wichtigstes Werkzeug und was benutzt du am häufigsten?

Das wichtigste Werkzeug? … Vielleicht die Ziehklinge?

Die Hände?

Ja, außer meinen Händen, die Ziehklinge, der Schwamm, Draht. Noch ein paar Schablonen für Schüsseln.

 

Und wie setzt du deine Malerei um?

Mit dem Malhörnchen.

 

Bei wie viel Grad brennst du deine Stücke?

Bei 1240°C, überwiegend im Elektroofen.

 

Du hast mal einen Holzbrand gemacht, oder? Würdest du das mehr machen wollen?

Ja, sehr gerne. Diese Idee ist durchaus noch in meinem Kopf. Wir haben eigentlich einen großen Garten. Da habe ich schon öfter überlegt, ob man da einen kleinen Ofen bauen könnte. Ich müsste mich da erstmal mit Leuten einarbeiten, die sich da auskennen. Auch besteht die Frage, ob das erlaubt wäre.

 

Warum sollten Leute deine Keramik kaufen, bzw. warum kaufen sie deine Keramik?

Ich hoffe immer, dass ich die Leute überzeugen kann, dass die Keramik gut und funktional ist. Natürlich muss es ihnen gefallen. Also mich freut es immer, wenn Leute nach Jahren sagen, dass es ihnen immer noch gut gefällt; bzw. dass es für sie mit der Zeit sogar dazu gewonnen hat.

Armin beim Drehen.

Drehen an der Töpferscheibe Keramikwerksatt Armin Skirde
© Janos Wlachopulos

Was treibt dich zu neuen Ideen an?

Ja, eigentlich das Umfeld. Der Alltag? Also eigentlich arbeite ich, auch ohne Ton, immer ein bisschen im Kopf weiter und überlege, was ich noch machen könnte oder was ich noch probieren möchte. Während der Corona-Zeit konnte ich einiges probieren. Viel Neues entwickelt sich auch durch Wettbewerbe, weswegen ich sie ganz gerne mitmache. Wenn da ein Thema vorgegeben wird, muss ich mich damit auseinandersetzen. Durchaus entwickeln sich da auch schon mal Produkte, die ich gerne weiterführe bzw. weiterentwickle.

 

Auch wenn es schon fast beantwortet ist: Kannst du davon leben?

Ja, auf jeden Fall. Man wird kein Millionär, aber ich bin mit meinem Leben zufrieden und habe nicht das Gefühl, dass ich mich sehr einschränken muss.

 

Was macht für dich gute Keramik aus?

Zum einen die Originalität, natürlich auch die Qualität, die Optik und die Authentizität.

 

Auch wieder Ehrlichkeit, oder?

Ja genau, also mich stört es, wenn ich das Gefühl habe, jemand hat einem anderen etwas zu offensichtlich nachgemacht, dass es zu offensichtlich nachgemacht ist. Man wird natürlich inspiriert von allem, was man sieht. Natürlich auch von anderen Keramiken. Aber am Ende muss was Eigenes dabei rauskommen.

 

In Höhr-Grenzhausen kümmerst du dich ja auch um internationale Gäste. Aus welcher Inspiration heraus machst du das?

Richtig, zum einen kenne ich Keramiker aus ganz Europa. Irgendwie fühl ich mich da ein bisschen verantwortlich, bzw. freue ich mich befreundeten Keramikern Höhr-Grenzhausen zu zeigen und natürlich auch die keramische Welt nach Höhr-Grenzhausen zu bringen und hier zu zeigen.

 

Du bist schon auch ein Netzwerker, oder?

Ja, es gab Phasen, da war ich auf mehr Märkten im Ausland als im Inland.

 

Dann auch quer durch Europa?

Ja, in Italien, England, Frankreich, Belgien, Niederlande, Österreich und in Katalonien, …

 

Sind das für dich das bessere Geschäft dort, die Atmosphäre oder die Verbindung mit dem Urlaub?

Es sind verschiedene Gründe. Ich reise gerne und als Keramiker hast du im Sommer nicht viel Zeit, um in den Urlaub zu fahren. Da passt das eigentlich ganz gut mit den Märkten. Man bleibt dann auch mal etwas länger vor Ort. Es ist auch die Inspiration. Du siehst andere Keramik. Du bist in England, Frankreich, Spanien, Italien, Österreich, Tschechien, egal wo, du siehst andere Sachen und auch andere Menschen, andere Charaktere.

In jedem Land, wo ich hinfahre, bin ich dadurch mit ein paar Keramikern befreundet, und da ist dann wahrscheinlich wieder der Zusammenhang mit der Betreuung von Gästen, weil ich da schon Kontakte  habe, bei denen ich denke, es wäre doch toll, wenn die mal herkämen. Das sehe ich gar nicht als Arbeit, das mache ich eigentlich gerne. Ich möchte natürlich auch, dass es den Leuten, die hierherkommen, gefällt.

 

Gibt es einen Kollegen bzw. Arbeiten, die du besonders schätzt oder die dich beeinflusst haben?

Das ist zum einen der Hervé Rousseau, den finde ich natürlich super. Auch viele andere Holzbrenner. Inspiriert hat mich auch Terry Davies, aber auch Leute, die ganz anders arbeiten, als ich selbst, wie bspw. auch Fritz Roßmann. Thomas Naethe fand ich darüber hinaus auch interessant. Auch Johannes Peters ist nicht zu vergessen. Seine Art Geschirr zu machen hat mich sehr inspiriert.

 

Könntest du dir vorstellen, was anderes zu machen?

Hm, [Nach etwas überlegen], Schriftsteller, Bücher schreiben. Sowas würde mir Spaß machen. Da fehlt mir aber das Schreibtalent. Lustige Geschichten und Erlebnisse hätte ich genug parat. Teilweise könnte ich sie fast schon nach Themen ordnen. Aber vielleicht habe ich da auch eine zu verklärte Vorstellung; mit Häuschen am Meer; ein Gläschen Wein, … und dann einfach losschreiben.

 

Wo findet man deine Keramik?

Also erstmal bei mir hier.

 

Hast du auch feste Öffnungszeiten beziehungsweise, wenn du in der Werkstatt bist, sind Besucher willkommen, oder?

Im Grunde genommen ist es immer das Beste, dies vorher telefonisch oder per E-Mail auszumachen. In der Regel bin ich da. Ansonsten findet man meine Keramik auf den Keramikmärkten. Es gibt auch ein paar Läden, in Rheinsberg, in England gibt es zwei Galerien. Da kann man sich auch über meine Website informieren.

 

Was bedeutet der Standort Höhr-Grenzhausen für dich?

Mittlerweile ist es natürlich schon das Zentrum meines Lebens geworden und zusammen mit Würzburg meine Heimat. Das wächst mit dem Umfeld, auch mit den Freunden und der Familie. Ich fühl mich sehr wohl hier.

 

Sehr schön – Dankeschön, Armin.