Naturschutzgebiet Schmidtenhöhe

Wandern auf einem Panzerübungsplatz - Rückblick auf einen Herbstausflug

Zugegebenermaßen klingt das erst einmal ziemlich merkwürdig. Auf einem Militärgelände wandern gehen? Wir sind gespannt! Diesen schönen, sonnigen Herbsttag möchten wir zu Fuß genießen. Im Internet erfahren wir, dass das Gelände zum größten Teil in ein Naturschutzgebiet überführt wurde und in Form einer halboffenen Weidelandschaft genutzt wird. Hmm, klingt spannend, was sich wohl dahinter verbirgt?

Mit Wanderschuhen, fester Kleidung, Rucksack und Fernglas ausgestattet brechen wir Richtung Montabaur auf, um das Naturschutzgebiet Schmidtenhöhe zu erreichen. Für die Anfahrt nehmen wir das Auto, auch wenn es sicherlich eine hervorragende E-Biketour sein könnte – ein anderes Mal.

Über die A3 Richtung Frankfurt gelangen wir auf der Höhe Montabaur zur B49 und wechseln hinter Neuhäusel auf die B261 Richtung Bad Ems, um kurzerhand am Golfplatz Denzerheide rechts auf die sogenannte Panzerstraße abzubiegen.

Mit Abenteuerlust erreichen wir nach kurzer Zeit das von 1937 – 1992 genutzte Militärgelände. Vor einer Schranke parken wir das Auto. Erste Warntafeln lassen die Neugierde wachsen.

Nachdem 1992 die letzten Panzer über die, durch sie verursachte, vegetationsarme Landschaft fuhren, wird heute 235 der 776 Hektar großen Fläche als Naturschutzgebiet genutzt. In den, durch die Übungsmanöver erzeugten, schlammigen Geröllpisten und Wasserlöchern entfaltete sich rasch eine beachtenswerte Flora und Fauna. Seltene Pflanzen, wie die Bienenragwurz und Pyramidenorchis sowie Vogelarten wie der Neuntöter oder sogar der sehr seltene Raubwürger lassen sich nun beobachten.  Auf der Informationsseite Nabu Rheinland Pfalz erfahren wir:

Die auf der Schmidtenhöhe vorkommenden Amphibien-, Fledermaus- und Vogelarten gehören zu den seltensten Arten in Europa. Zum Schutz des europäischen Naturerbes müssen die besten Lebensräume dieser Arten geschützt werden. Deshalb wurde die Fläche Teil des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“.

Doch stellte sich schnell das Problem einer Verbuschung ein, die die entstandene Artenvielfalt bedrohlich zurückdrängte. Wasserlöcher wucherten zu, schnell wachsende Sträucher verdrängten die seltenen Arten.

Durch eine an anderen Orten bereits erprobte, halboffene Weidelandschaft konnte dieser Problematik positiv entgegengewirkt werden. Seit ca. 2009 wird das Gebiet das ganze Jahr über durch das Weiden von Taurusrindern und Konik-Pferden beeinflusst und reguliert. Dadurch konnte der Rückgang der Artenvielfalt gestoppt und die Biodiversität gefördert werden.

Einst von Panzern befahren, führt eine befestigte Straße durch eine heute traumhafte Naturlandschaft.

Auf einer breit angelegten Straße marschieren wir mitten in das Naturschutzgebiet. Informationstafeln geben gut aufbereitete Auskunft über die Anlage, zeigen Wanderrouten und klären über die wichtige Bedeutung des Artenschutzes auf. Die Wegränder sind von dicken Stromzäunen gesäumt, die auf Großes schließen lassen. Der Herbst zeigt sich von seiner goldenen Seite. Prächtige Farben und wärmende Sonnenstrahlen lassen unser Gemüt froh stimmen – Naherholung und Entspannung pur!

Nach einem guten Stück, können wir durch eine schmale Pforte in das Weidegebiet eintauchen. Die Wege werden schmaler und teilweise zu Trampelpfaden. Hier und da lassen noch letzte Blumen die üppige Blütenpracht des Sommers erahnen. Die Landschaft ist leicht hügelig. Immer wieder tauchen Hinweisschilder auf, die Wege keinesfalls zu verlassen und seine Vierbeiner bitte an der Leine zu halten. Durch die hügelige Formation ist das Gebiet zunächst nicht einsehbar. Werden wir die Herde sehen? Unsere Neugier wächst!

Auf einer der Informationstafeln erfahren wir mehr über das Projekt der halboffenen Weidelandschaft, deren Nutzen und Integration in das Naturschutzprogramm. Auch sehen wir erste Abbildungen der dazu angesiedelten Taurusrinder sowie Konikpferde. Majestätische Tiere!

Informationstafel klärt über die Herkunft und Züchtung Taurusrinds auf.

Wir wandern staunend durch eine abwechslungsreiche Vegetation, mal über offene Weideflächen, mal bergauf oder bergab, durchqueren waldiges Gebiet, kommen an kleinen Seen vorbei, um hinter der nächsten Wegbiegung von einem weiten Blick in ferne Täler überrascht zu werden, immer gespannt darauf,  eines der angesiedelten Herdentiere zu entdecken.

Auf dem gesamten Areal verteilt befinden sich erhöhte Plattformen, die einen fantastischen Ausblick bieten. Mit dem Fernglas ausgestattet erklimmen wir neugierig jeden Turm. Doch keine Tierherde weit und breit.

Breit angelegte Teerstraßen wechseln sich mit Waldwegen oder Trampelpfanden ab, die Farben des Herbstes erstrahlen im Sonnenschein und allein das Knirschen der Blätter unter unseren Schuhen begleitet uns, während wir die Vielfalt der Pflanzen und Tierwelt an uns vorbeiziehen lassen. Die einst militärisch genutzten Bereiche haben sich in ein wahres Paradies verwandelt.

Schweigend genießen wir die Stille, die nur vom gelegentlichen Gesang der Vögel durchbrochen wird. Die Schmidtenhöhe zeigt sich im Herbst in überraschender Schöhnheit. Wie soll das erst im Frühjahr oder Sommer sein!? Eine eindrucksvolle Metamorphose dieser einst militärisch genutzten Fläche zu einem blühenden Lebensraum.

Breit angelegte Teerstraßen durchziehen eine abwechslungsreiche Hügellandschaft.

Wir schlendern gemütlich weiter durch die malerische Landschaft und dann ist es plötzlich soweit, in nächster Nähe entdecken wir ein majestätisches Taurusrind. Sein imposantes Erscheinungsbild beeindruckt uns auf nachhaltige Weise. Behutsam nähern wir uns dem stattlichen Tier, um es in aller Ruhe betrachten zu können. Es grast direkt am Weidezaun, so dass wir es berühren könnten. So ein Glück! Sein schwarzes Fell glänzt in der Sonne, während seine gigantischen Hörner alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Bulle wirkt gelassen und stolz in seiner natürlichen Umgebung. Ein aufregender Moment! Ob wir noch weitere seiner Artgenossen antreffen werden?

Das Taurusrind, direkt vor unsere Nase.

Nur schwer können wir uns von dem Bullen trennen und die Kamera steht kaum still. Es liegt aber noch ein gutes Stück Weg vor uns, daher setzen wir die Wanderung fort. Doch das Glück scheint an diesem goldenen Tag auf unserer Seite zu sein. In den angrenzenden Wäldern entdecken wir weitere Mitglieder der Herde. Manchmal sind sie kaum auszumachen im dichten Unterholz, ein anderes Mal blicken sie neugierig herüber und scheinen uns, in sicherer Entfernung, ein Stück begleiten zu wollen. Auf einer folgenden Anhöhe bietet sich sogar die Gelegenheit, in der Ferne einen kurzen Blick auf die besagte Herde der Konik-Pferde zu erhaschen, nur leider zu kurz für ein Foto.

Taurusrinder sind überwiegend schlanke und hochbeinige Rinder. Es gelang, die Schulterhöhe von lediglich 140 cm Widerristhöhe bei durchschnittlichen Heck-Stieren auf etwa 160–165 cm und ein Gewicht von 1400 kg bei einzelnen Taurusbullen anzuheben, was den Maßen des Auerochsen bereits nahekommt.[2] Die Farbe der Stiere ist meist schwarz mit hellem Aalstrich, ein hellerer Sattel auf dem Rücken kann auftreten. Die Kühe sind oft, jedoch nicht immer, heller als die Bullen und weisen eine überwiegend rotbraune Färbung auf. Gräulich, beige oder schwarz gefärbte Kühe können auftreten. Die Hörner der Taurusrinder sind meist deutlich nach vorne und stärker nach innen als bei üblichen Heckrindern geschwungen. Die exakte Krümmung und auch die Horngröße ist jedoch variabel. Der Schädelbau der Taurusrinder ist länglicher als beim Heckrind und gleicht dadurch dem des Auerochsen eher. Auch haben Taurusrinder zumeist eine athletischere Gestalt und oft eine ausgeprägte Schulter- und Nackenmuskulatur. – Quelle Wikipedia

Wir nähern uns langsam dem Ende der Wanderung zu. Belohnt werden wir, neben all den bisherigen Erlebnissen, mit einer herlichen Abendstimmung, in der die Landschaft um uns herum nochmal traumhafter erscheint. Beseelt schlagen wir den Rückweg nach Höhr-Grenzhausen ein. Was für ein wunderschöner Tag!

Ein wunderschöner Herbstag neigt sich dem Ende.

Fazit: Eine Wanderung im Naturschutzgebiet Schmidtenhöhe ist sehr zu empfehlen. Das Gebiet verbindet Naherholung mit geschützter Flora und Fauna auf berührende Weise. Der ehemalige Truppenübungsplatz hat sich zu einem blühenden Naturparadies gewandelt, das es zu entdecken lohnt. Hier erlebt man nicht nur die faszinierende Verwandlung eines ehemaligen Militärgeländes in ein Naturschutzgebiet, sondern auch ein beruhigendes Gefühl von Frieden!