Werkstattgespräch mit Susanne Altzweig

Es gibt nichts Spannenderes, einmal hinter die Kulissen der Akteure zu schauen, um zu sehen, was dort so geschieht. Wer macht diese schönen Dinge, die auf Märkten, Ausstellungen und in Läden angeboten werden… und warum eigentlich? Nichtkeramikern wurde die Frage gestellt, was sie denn am meisten an einem dieser Macher*innen interessieren würde. Susanne Altzweig, Keramikerin aus Höhr-Grenzhausen hat Antworten darauf gegeben und plaudert hier frei aus dem Keramikkästchen.

Weitere Keramikporträts, die einen kleinen Einblick in die Welt der Keramik geben, werden nach und nach folgen.

Susanne Altzweig in ihrem Atelier in Höhr-Grenzhausen

Susanne Altzweig, Keramikerin aus Höhr-Grenzhausen in ihrem Atelier in der Brunnenstraße.

Du lebst und arbeitest seit 37 Jahren in Höhr-Grenzhausen, was hat Dich dazu bewegt hierher zu kommen, aber auch hierzubleiben?

Also erst mal bewogen hat mich letztendlich nach der Ausbildung, nach der Lehre die schulische
Weiterbildung hier an der Fachschule und das hierzubleiben sind dann immer viele Aspekte. Das
sind einerseits natürlich eine Werkstatt, die sich ergeben hat, soziale Kontakte, Freundschaften, Kind…

 

Wie bist Du zum ersten Mal mit Keramik in Berührung gekommen?

Im Elternhaus. Ich bin aufgewachsen mit ganz vielen verschiedenen Keramiken. Das ging von Odenwälder Töpferei über industrielle, über graublaue Keramik – sogar aus der Firma Merkelbach, in deren ehemaligen Räumen ich jetzt bin. Italienische Keramik, Fayencen – also ein buntes Potpourri …. Hedwig Bollhagen, das hatten wir alles Zuhause.

 

Das hat dich dann zum Ton gebracht?

Ja, mit Papa kneten und mit frischem Brot modellieren.

 

Wo hast Du deine Ausbildung gemacht?

Ich habe meine Ausbildung in Krösselbach/Eberbach im Neckertal bei Heidelberg gemacht.

 

Warum Keramik?

Das ist eigentlich eine ganz seltsame Geschichte. Klar mit plastischem Material modelliert hatte ich immer wieder, aber letztendlich hat eine Gesellin bei eines uns wohnendenden Studenten ihre Gesellenarbeiten mitgebracht und ich war so begeistert und eben mit dem Hintergrund der Keramik zu Hause, die ich ja sowieso kannte, hat mich das bewogen, das auch selbst lernen zu wollen.

 

Bist Du Keramiker oder Künstler?

Ich bin Keramikkünstlerin

 

Was bildet den Schwerpunkt in Deiner Arbeit? Was ist Dir dabei besonders wichtig?

Also mein Schwerpunkt ist letztendlich Dinge herzustellen, sei es Geschirr oder auch Unikatstücke, die irgendwo ein Platz im Zuhause finden. Ob Küche, ob Wohnraum, durchaus auch mal Garten, aber einfach im Leben integriert sind – das ist mir ganz wichtig.

 

Welches Ziel verfolgst Du?

Ziele – hmm – ich mache mir immer so wenig Gedanken über Ziele … überlegt … Bei mir zu bleiben, in jedem Fall in meinem Ausdruck und möglichst eine gute, formal schöne, nach meinem Empfinden ausgewogene Keramik zu machen.

Für Susanne Altzweig spielen Farben und die Kombination dieser eine zentrale Rolle, was sich in ihren Arbeiten unschwer erkennen läßt.

Susanne Altzweig, Keramikerin aus Höhr-Grenzhausen dekoriert eine Keramikschale.

Was machst Du am liebsten, welcher Arbeitsabschnitt hat für Dich die größte Bedeutung?

Ich mache viele Dinge im Wechsel gerne, aber natürlich ist der Schwerpunkt bei mir die Dekoration, die Malerei, die Farbe, die Komposition mit der Farbe.

 

Was machst Du nicht so gerne?

Lacht… Da muss ich nachdenken … Das ist komisch, da weiß ich keine Antwort drauf. Es ist alles in seiner Abfolge für mich wichtig. Ich würde nie etwas einseitig machen wollen. Vielleicht sind es technische Probleme, die schwer lösbar sind … Ich hasse es z. B., wenn es bei großen Schalen ständig Risse gibt und ich darauf keine Antwort habe.

 

Was ist Dein wichtigstes Werkzeug, was benutzt Du am häufigsten?

Meine Hände natürlich und Pinsel

 

Wie lange arbeitest Du an einem Stück?

Ein großes Einzelstück habe ich in zwei Tagen gemacht, das wird frei aufgebaut. Man arbeitet nie so im Ganzen am Stück. Dann kommt noch die Malerei dazu, das Brennen. Also ca. drei Tage? Ja, ungefähr.

 

Bei wieviel C° brennst Du Deine Stücke?

Die Einzelstücke brenne ich bei 1220 °C. Beim Geschirr bin ich um die 1200 °C herum – ich probiere gerade etwas drüber zu gehen.

 

Warum sollte jemand Deine Keramik kaufen?

Weil er vielleicht sieht, was sie ausmacht, was ich zum Ausdruck bringen will, dass es einen Gleichgang gibt, dass es ihn anspricht und Spaß macht. Meine Persönlichkeit, das, was ich zu geben habe, jemand auch sehen kann – meine Eigenart vielleicht auch erkennt.

 

Was treibt Dich zu neuen Ideen an?

Ich bin kein Freund von Routine. Es ist ein Strom, der entwickelt sich, ich gerate hinein und habe immer Spaß an Variationen, also es ist selten etwas gleich. Letztendlich entsteht etwas im Machen. Manchmal habe ich auch Ideen vorab, aber im Machen entwickelt sich das dann oft noch ganz anders.

 

Kannst Du davon leben?

Lacht… Manchmal besser, manchmal schlechter.

Susanne Altzweig, Keramikerin aus Höhr-Grenzhausen dekoriert eine Keramikschale.

Farbige Engoben werden mittels Schwamm auf eine geschrühte Keramikplatte gestempelt. So entstehen die meist vielschichtigen und farbenfrohen Dekore der Keramikerin.

Was macht für Dich gute Keramik aus?

Mich muss sie irgendwie ansprechen, sagen wir mal in einer spannungsvollen Ausdrucksform und einer interessanten Oberfläche, das ist schon wichtig. Klar, die Haptik kommt auch noch hinzu, aber das Visuelle ist es erst mal – hat es eine spannende Ecke oder gibt es einen Hingucker, der mich reizt.

 

Gibt es einen Kollegen bzw. Arbeiten, die Du besonders schätzt oder die Dich beeinflusst haben?

Früher war das mal Elisabeth Fritsch, eine Engländerin. Die finde ich aber auch immer noch toll, sie arbeitet auch mit Engoben und hat eine ganz tolle Farbzusammenstellung oder ein tolles Gespür für Farbe, aber auch sehr interessante farbige Oberflächen – die finde ich immer noch toll.

 

Könntest Du Dir auch vorstellen etwas anderes zu machen und wenn was?

Ja klar, ich könnte mir vieles vorstellen – von bis. Ich mache verschiedenste Dinge. Textil ist immer schon mein Hauptsteckenpferd.

 

Du könntest Dir tatsächlich auch vorstellen, die Keramik zu beenden?

Na ja, mit aller Konsequenz sage ich mal nicht. Interessen habe ich viele, aber wieder völlig neu einzusteigen mit allem Drum und Dran, das würde ich jetzt auch nicht wollen. Auf keinen Fall, aber nebenbei alles möglich andere.

 

Wo findet man Deine Keramik?

Meine Keramik findet man natürlich hier, das ist klar. Auf Keramikmärkten, in Läden, eine kleine Dependance gibt es an der Ostsee und in vielen Haushalten natürlich.

 

Was bedeutet der Standort Höhr-Grenzhausen für Dich?

Höhr-Grenzhausen, … überlegt, … ein schwieriger Start, aber lieb gewonnen in all den Jahren und vor allem die Mischung aus sozialem Umfeld, das sich entwickelt hat. Auch, dass sich Höhr-Grenzhausen insgesamt sehr positiv weiterentwickelt hat. Natürlich die keramische Anbindung, die Kollegen, mit denen man Austausch findet, da also nicht allein in einem Boot zu sitzen und auch Dinge gemeinsam anzugehen und ja, ich habe es lieb gewonnen im Laufe der Zeit… Lacht…